Kassel ist nicht die wunderschönste Stadt und auch nicht die aufregendste. Die Menschen sind oft mürrisch und gehen mit einfältigem Gesichtsausdruck ihren täglichen Beschäftigungen nach. Eigentlich hat Kassel nichts, was eine Stadt meiner Wahl haben sollte, doch auf eines kann man sich immer verlassen. Man trifft mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einmal am Tag auf jemanden, der vielleicht der heutigen white trash Generation angehört.
Wir teilten uns zu dritt einen Zweiersitz in der hiesigen Straßenbahn und eine Flasche Wein. Es war dunkel, wir auf dem Weg zu einer Geburtstagsfeier und gut gelaunt. Zu beobachten hatten wir auch einiges, da sich ein paar Jugendliche so sehr langweilten, so dass sie sich schließlich gegenseitig anpöbelten. Amüsiert über dieses frühe Imponiergehabe tauschten wir ein paar verstohlene Blicke.
Bis einer der Gruppe, vermutlich 12, klein, Sporthosen, Mütze, pickelig, sich vor uns setzte und ab und an einen unserer Blicke auffing, wodurch er wiederum anfing einen meiner Mitreisenden nach seinem Problem zu fragen. “Hast n Problem?!” Das wiederholte er mehrmals. Schlug noch vor, man könne ja nach draussen gehen und sich etwas schlagen, um dieses “Problem, MAAAn!!” zu beseitigen.
“Hey! Der Typ hat n Problem!” Und schon waren wir von zwölfjährigen umringt. Ich versuchte die Situation etwas zu entschärfen und schlug dem kleinen Sporthosenträger vor, sich doch wieder auf seinen Platz zu begeben. Seine Freunde beäugten uns neugierig. Was passiert jetzt wohl. Ich rechnete fest damit, dass seine Freunde die Pöbelei vortsetzen würden, um ihrem Kumpel zu helfen.
Von einem kam dann der Rat “Einfach ja ja sagen und nicht beachten. Der hat n bissel zu viel getrunken.” An dieser Stelle war ich einigermaßen überrascht. Scheint wohl doch keine Gang zu sein, sondern einfach nur n Haufen kleiner Jungs. An der nächsten Haltestelle stiegen die übrigen dann aus und der kleine pickelige warf uns aus sicherer Entfernung immer mal wieder einen bösen Blick zu.
Dann hoffen wir mal, dass es nicht stimmte, als er sagte:” Isch kenn mindesten zwölf Leute, die würdn dich soofort abstechn!” Ein kleiner Blick in die Zukunft: Hallo Jugendknast! oder Hallo Supernanny…